2024-08-27-helix-real

Aging in Place durch Technik - Problematisierter Blick auf die Quadruple Helix

Warum wird die quadruple Helix asymmetrisch dargestellt?

Die Darstellung ist eine Metapher, der jedoch ein systematischer Quellnachweis fehlt.

In der Darstellung ist die Bürgerbeteiligung teils symmetrisch (vgl. Carayannis und Campbell 2012, Fig 2, S. 14) dargestellt oder ist mit einer Zunahme von Innovation und Wissen gegenüber der Triple Helix (vgl. Carayannis und Campbell 2012, Fig 6, S. 20) assoziiert.

Diese Symmetrie kann auf verschiedenen Ebenen angezweifelt werden - eine Beweisführung ist auf abstrakter, generalisierender Ebene sicherlich schwierig. Deshalb Formulieren wir an dieser Stelle die Hypothese:

  • Wenn im Hier und Jetzt ein konkretes Problem zu lösen ist, dann ist
    • ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Lösung aus der Wirtschaft vorhanden, diese Lösung ist jedoch aufwändig zu recherchieren und zu analysieren, so dass unerwartete unerwünschte Effekte im Nachhinein auftreten.
      • Nullhypothese 1: Es lässt sich keine Lösung finden, die den Bedarf auf angemessene Weise löst.
      • Nullhypothese 2: Es lässt sich kein graues Wissen (z.B. Forumseinträge) etc. finden, das auf Wissen in der Bevölkerung schliessen lässt.
      • Nullhypothese 3: Nullhypothese 2: Die Lösung wird implementiert ohne unerwartete unerwünschte Effekte aufzuwerfen.
    • mit geringer Wahrscheinlichkeit ein Lösungsweg oder wissen um diese unerwünschten Effekte durch Wissenschaft, Politik oder Bürgerschaft recherchierbar.
      • Nullhypothese 4: Es gibt eine wissenschaftliche Publikation zur Bedarfslage.
      • Nullhypothese 5: Es gibt transferfertiges, implementierungsfertiges Wissen zur Bedarfslage (in Wissenschaft oder Politik oder im Quartier)
    • Von einem solchen Standpunkt ausgehend lässt sich vermuten, dass auch in der künftigen Zeit keine systematischer Zugang zu Lösung oder Lösungsbezogenem Wissen etabliert wird (der auf eine Synchronisation der Helix deuten liese)
      • Nullhypothese 6: Es ist auch nach einem Zeitraum von z.B. 1 Jahr kein systematisiertes Wissen zu Lösungen oder Bedarfslagen auffindbar.

Worauf stützen sich diese Annahmen?

Es lässt sich beobachten, dass das Thema "Aging in Palce" oder auch "Pflege" aufgeschoben wird, bis der Handlungsdruck so gross ist, bis ein korrigierendes Handeln dringend notwendig ist. Es liegt auf der Prioritätenliste nicht ganz oben - deshalb kommt des zu Diskontinuität, die Asymmetrien in der quadruplen Helix wahrscheinlich machen. Weitere Hypothesen hierzu:

  • Komplexität: Die Komplexität der Bedarfslagen ist so gross, dass sie nicht realistisch bedient werden kann.
    • Hypothese: Es ist leichter, Probleme so weit eskalieren zu lassen, bis sie eine "standardisierende" Wirkung entfalten, die dann aus einer Skalierungslogik "ökonomisch" gelöst werden können, als Probleme in einer Präventionslogik "ökonomisch" (und damit frühzeitig) zu lösen.
  • Technischer Fortschritt: Wie im Gartner Hype Cycle lässt sich auch im Alltag beobachten, dass sich Interesse fokussiert. Mit technologischen Durchbrüchen oder "disruptiver" Technologie werden Aufmerksamkeiten gesetzt.
    • Hypothese: Weniger priorisierte Probleme scheinen durch den technischen Fortschritt lösbar und machen die Problemlösung attraktiv. Stellt sich heraus, dass die Problemlösung doch komplexer ist, schwindet das Intersse wieder. Ist das Problem gelöst, schwindet das Interesse ebenfalls.
  • Ebene Forschungsprojekt: Forschungsprojekte gliedern sich in den Entdeckungs-, Begründungs- und Verwertungszusammenhang. Ein Lösungsbeitrag wird erst im letzten Schritt erbracht, was zu ein Phasenweisen Dissemination auf Projektebene führt. Wenn Forschungsprojekte in grosser Zahl synchronisiert durchgeführt werden, führt das zu Schwallartiger Wissensgenese.
    • Hypothese: Forschung unterliegt (politischen Förder-)Trends und ist damit Diskontinuierlich (Institutionelle Förderung ausgenommen.)

Mangel an Evidenz

Der Mangel an Evidenz ist ein Thema das in den 2010er Jahren stark beleuchtet wurde. Er könnte dem Fokus auf das Thema "Akzeptanz" gewichen sein. In den 2020er Jahren scheint sich das Thema der Implementierung aufzutun, das sich in den 2030er Jahren Richtung Impact verschieben könnte (Achtung: Evidenzlevel: Bauchgefühl!).

  • Mangel an Evidenz kann auch auf die Studienqualität zurückgeführt werden (vgl. Elsbernd et al. 2014, S. 9). Problematisierung mit stärkerer Professionsausrichtung z.B: Friesacher (2010), Hülsken-Giesler (2017). Grundsätzlich lässt sich die Frage aufwerfen, ob Studien im Kontext von Pflege und Technik einen Schwerpunkt auf die Frage nach der Akzeptanz legen.
  • HTA-Berichte treffen als systematische Bewertungen wissenschaftlicher Informationen Aussagen zu Nutzen, Risiko, Kosten und Auswirkungen von Verfahren und Technologien mit Bezug auf die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Dazu untersuchen sie die Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sowie soziale, ethische, juristische und organisatorische Auswirkungen gesundheitlicher Interventionen. . Am 08.08.2024 sind in der DIMDI-HTA-Datenbank 720 Studien gelistet (Basis dieser Aussage ist eine Erweiterte Suche nach allen Berichten mit einem Erscheinungsdatum zwischen den Jahren 1900 und 2030 Zur Suche
  • Zu alltäglichen Phänomenen findet sich eher Studien zu Design und Entwicklung (weiterer Produkte) - oder zur Wirksamkeit konkreter einzelner Produkte - als grundlegende Studie zu deren Wirksamkeit: