Saugnapf-beschaffung

Beschaffung

Warum ist es wichtig, über Beschaffungsmöglichkeiten zu sprechen?

Die Anforderungen des Alltags können im Kontext der Pflege so anspruchsvoll sein, dass die Beschaffung von Hilfsmitteln überfordern kann.

In meinen ersten Tagen in der Schweiz hatte ich eine Frau beraten, die sowohl Vater als auch Mutter gepflegt hat. Sie versprach sich einen Mehrwert von den Vakuumhaken. Wie üblich habe ich den Link zum konkreten Produkt versendet und bekam die Rückfrage: Gibt es das auch in der Schweiz? Weil das noch nie geprüft hatte, habe ich nachgesehen: Ja, das Produkt ist überall verfügbar. Es wäre für alle beteiligten einfacher gewesen, über die Strasse ins Geschäft zu gehen:

Statt 6 Minuten gemeinsam zum Regal zu gehen, haben wir ellenlange E-Mails geschrieben.

Eine andere Geschichte erzählt von einem Mann, der in der ReHa nach einem Schlaganfall ein Einhand-Brett kennengelernt hatte. Zu Hause musste er sein Brot schmieren lassen - diese Abhängigkeit führte zu familiären Spannungen. Er ging davon aus, dass solche Einhandbretter nur von Gesundheitseinrichtungen gekauft werden könnten und versuchte gar nicht, eines zu beschaffen.



Referenzen in der Literatur

  • Beschaffung wird an Angehörige delegiert.

Beschaffung wird an Angehörige delegiert

Neben den verschiedenen Problem- und Lebenslagen bilden auch unterschiedliche Interessen, Motive und Anlässe der Inanspruchnahme von Technikberatung sowie unterschiedliche Ziele, die mit dem Einsatz von Technik assoziiert werden, eine Erklärung für die hohe Diversität Ratsuchender. Handelt es sich etwa um pflegende Angehörige, gelten komplexe Versorgungssituationen, lückenhafte Pflegearrangements und hohe Belastung als wesentliche Be-weggründe dafür, warum sie assistive Technik anfragen. Es sind ebenfalls Angehörige, die vor allem komplexe datenverarbeitende Technologien, z. B. Aktivitätsmonitoring, häufiger nach-fragen, u.a. deshalb, weil sie mit den zu pflegenden Personen nicht im gleichen Haushalt leben. Angehörige bilden in der Regel auch die „realen Nutzer*innen“ von Technik, da sie die Produkte meist beschaffen, installieren und bedienen. (Weidekamp-Maicher 2022, S. 123-124, Hervorhebungen JH)

Beschaffungsproblem: Finanzierung

Trotz gesetzlicher Regelungen kommt es im Alltag immer wieder zu Problemen, welcher Kostenträger für die Beschaffung und Finanzierung von Hilfsmitteln zuständig ist. Insbesondere die Hilfsmittelbeschaffung von Hilfsmitteln mit Doppelfunktion ist oft unklar. Auch im Pflegeheim ist die Zuständigkeit nicht immer eindeutig. Pflegebedürftige stehen immer wieder vor dem Problem, wer die Kosten übernehmen muss: Heim, Pflege- oder Krankenversicherung oder der Bewohner selbst. (Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz 2020, S. 1, Hervorhebungen JH)

Beschaffungsproblem: Lieferengpässe

In verschiedenen Foren wird über Lieferschwierigkeiten und Qualitätsmängel berichtet, z.B.

Beschaffungsprobleme aus der forschenden Beratung

Bei unserer Arbeit in WiQQi und im SimDeC erreichen uns immer wieder anfragen - sowohl von Privatpersonen als auch von Institutionen (z.B. Alzheimer-Vereinigungen). Diese Betreffen:

  • Beschaffungsprobleme bei vergriffenen Produkten
  • Beschaffungsprobleme bei Produkten, die nur im Ausland gekauft werden können
  • Unbewusste Beschaffungsprobleme: Personen denken, etwas könne nur von Organisationen der Gesundheitsversorgung beschafft werden.
  • Beschaffungsprobleme, weil der passende Begriff (Produktname, Produktgattung) nicht greifbar ist.
  • Unsicherheiten, weil nicht recherchiert werden kann, dass ein Produkt nicht mehr verfügbar ist.