Curaviva -  Kategorisierung von Wohnformen im Alter

Curaviva - Kategorisierung von Wohnformen im Alter

Welche Kriterien formuliert CuraViva zur Kategorisierung von Wohnformen im Alter?

Curaviva platziert "gemeinschaftliches Wohnen" sowohl zwischen "klassisch häuslichen Wohnformen" und "klassisch stationären Wohnformen" als auch zwischen "Wohnen mit Dienstleistung/Unterstützung" und "Wohngruppe mit Pflege und Betreuung" - und definiert Merkmale, die diese Wohnformen unterscheiden

  • Wäscheservice, Haushalt
  • Finanzen, Verwaltung
  • Organisation der Mahlzeiten (Unterstützungsleistung)
  • Hilfe beim Essen (Pflegeleistung)
  • Körperpflege, Mobilisation
  • Therapie, Vorbeugung
  • Alarmsystem und/oder Fernüberwachung («Assisted Living» oder «Active Assisted Living»)
  • Von einem externen Spezialisten durchgeführte sicherheitsbezogene Dienstleistungen (z. B. Spitex und häusliche Pflege)
  • Von einem rund um die Uhr verfügbaren internen Spezialisten durchgeführte sicherheitsbezogene Dienstleistungen
  • Massnahmen zur Aktivitätssteigerung (z. B. Unterhaltungsmassnahmen)
  • Freizeitangebote
  • Palliativversorgung durch eine Fachkraft mit Zusatzausbildung
  • Demenzpflege durch eine Fachkraft mit Zusatzausbildung

Curaviva 09/2022, S. 3-4

  • Seniorengerechte Wohnung (keine/wenige Dienstleistungen, z. B. nur ein Notrufsystem)
  • Betreutes Wohnen Kat. D (nur Unterstützung)
  • Betreutes Wohnen Kat. C (Betreuung und Pflege, Gewährleistung der Sicherheit durch eine externe Fachkraft)
  • Betreutes Wohnen Kat. B (Betreuung und Pflege, rund um die Uhr Gewährleistung der Sicherheit durch einen internen Mitarbeitenden)
  • Betreutes Wohnen Kat. A (wie Kat. B, plus Spezialpflege im Fall von Palliativ- und Demenzpatienten)

Curaviva 09/2022, S. 3

  • Ziele (für alle Wohnformen identisch)
    • gelingender Alltag
    • Würde, Unterstützung von Autonomie
    • Möglichkeit zur sozialen Partizipation
    • Sicherheit
  • Präsenz
    • telefonisch (Anliegen bearbeiten oder weiterleiten)
    • persönlich, Bürozeiten (Anliegen bearbeiten oder weiterleiten)
    • 24-h-Präsenz einer Fachperson (Anliegen bearbeiten)
  • Planung
    • Bedarfsabklärung ADL/IADL (RAI-HC, RAI-RUG, BESA, PLAISIR)
    • Bedarfsabklärung Gesundheit
    • Bedarfsabklärung/Ressourcen soziale Netzwerke, Angehörige
    • Informationsaustausch mit anderen Leistungserbringern
  • Angebot
    • Wäsche, Haushalt
    • finanzielle, administrative Aufgaben (Bank, Behörden etc.)
    • Unterstützung beim Kochen/Einkauf, Mahlzeitendienst, Restaurant
    • Essen, Ernährung (inkl. Diät)
    • Körperpflege, Sich-Kleiden, Mobilisation
    • Therapien, präventiv-fördernde Massnahmen
    • Sicherheit durch Telefon/Notrufknopf (24h-Erreichbarkeit)
    • Sicherheit durch Fachperson externe Dienste (Spitex, etc.)
    • Sicherheit durch Im-Haus-24-h-Präsenz einer Fachperson
    • Sicherheit durch regelmässige Kontrollen
    • Massnahmen gegen soziale Isolation/Einsamkeit
    • Freizeitanlässe, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben des Wohnorts
    • spezialisierte Angebote: z.B. bei Demenz, Diabetes, Palliativpflege, psych. Leiden, Sucht
  • Doku und Qualität
    • Dokumentation: Bedarfsabklärung, Vereinbarung, Leistungen
    • Evaluation Zielerreichung Self-Care-Fähigkeiten/gelingender Alltag
    • Evaluation Sicherheit
    • Evaluation Lebensqualität, Würde, Autonomie
    • Evaluation interprofessionelle Zusammenarbei

Curaviva 2022 S. 3

Anforderungen an konkrete Wohnformen


  • Barrierearme Wohnungen und Wohnumgebung, idealerweise gut erschlossen durch öffentliche Verkehrsmittel
  • Bereitschaft der Bewohner:innen, mit anderen Menschen unterschiedlicher Generationen und mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenzuleben
  • Bewohner:innen müssen (noch) über eigene Ressourcen verfügen und in der Lage sein, selbstständig zu leben.
  • Auswahl der Mitbewohner:innen ist zentral: vergleichbarer Lebensstil und gemeinsame Grundwerte. Dazu kommt das persönliche «Zusammenpassen» der Bewohner:innen.
  • Konfliktfähigkeit der Bewohner:innen; Bereitschaft, sich auf eine Gesprächs- und Versammlungskultur und regelmässige Treffen einzulassen und sich an gemeinschaftlichen Aktivitäten zu beteiligen
  • Bereitschaft zu gegenseitiger Rücksichtsnahme, der Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten und zur gegenseitigen Unterstützung
  • Gegenseitige Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten müssen abgesprochen und vereinbart werden (und allenfalls – wenn diese regelmässig erfolgen sollen – finanziell abgegolten werden, z. B. durch einen reduzierten Mietpreis).

Curaviva 2022 S. 4

  • Zentrale Lage der Wohnung, gute Erschliessung, auch durch den öffentlichen Verkehr
  • Barrierearmheit der räumlichen Umgebung und des öffentlichen Raums in der Umgebung
  • Sicherheitsangebot, z. B. Notfallknopf
  • Finden der «richtigen Person» für die Stelle der Ansprechperson; wichtige Qualifikationen dafür sind Offenheit, Kommunikationsfähigkeit, Dienstleistungs-orientierung, gute Vernetzung (grosses Netzwerk) und handwerkliches Geschick.
  • Verbindlichkeit und klare Kommunikation bezüglich der zeitlichen Verfügbarkeit der Ansprechperson vor Ort; Reglung bezüglich der übrigen Zeiten
  • Transparenz und sorgfältige Kommunikation des Angebots. Es ist genau zu klären, was in der Basisbetreuung resp. im Mietvertrag enthalten ist und welche Leistungen zusätzlich selbst organisiert und bezahlt werden müssen.
  • Leichte Zugänglichkeit zu den angebotenen Dienstleistungen
  • Vernetzung mit dem Dorf oder Quartier, etwa durch Einbezug von Freiwilligenarbeit
  • Vorhandensein von nahegelegenen Geinschaftsräumen, etwa als Treffpunkte oder für Veranstaltungen (Möglichkeiten der Teilhabe)

Curaviva 2022 S. 4

  • Würde, Autonomie und Selbstbestimmung der Bewohner:innen: Berücksichtigung der eigenen Wünsche und Vorstellungen der Bewohnenden, besonders auch dann, wenn Pflege und Betreuung nötig werden
  • Lebensqualität der Bewohner:innen steht im Zentrum
  • Interprofessionelle Zusammensetzung des Personals aus den Bereichen Pflege, Psychiatrie sowie Sozialagogik/Betreuung und anderen Berufen
  • Bewusst gelebte interprofessionelle Zusammenarbeit
  • Enger Einbezug der betroffenen Person, der Angehörigen und der Zuweisenden bei der Definition der Wohnform, in Abhängigkeit vom Betreuungs- und Pflegebedarf
  • Förderung und Möglichkeiten der sozialen Teilhabe und sozialer Kontakte sowie einer Tagesstruktur für die Bewohner:innen
  • Sorgfältige Zusammensetzung der Wohngruppen (Biografien, Potenziale für Schwierigkeiten): Eintrittsberatung ist zentral

Curaviva 2022, S. 4