Deutscher Ethikrat - Robotik für Gute Pflege

Deutscher Ethikrat - Robotik für Gute Pflege

Wie bearbeitet der Deutsche Ethikrat das Thema Pflege & Robotik?

Der Ethikrat reflektiert die Ausgangslage und den Stand der technischen Entwicklung, nutzt "Gute Pflege" als Leitbegriff und hebt die Mikro- Meso- und Makroebene der Verantwortung hervor.

Problemaufriss

  • Im Diskurs um die Technikentwicklung in der Pflege darf es nicht nur um Unterstützung und Entlastung gehen - sondern auch um die Weiterentwicklung der Pflege.
  • Argumentativ wird die Hoffnung adressiert, die Diskrepanz zwischen Pflegebedarf und Fachkräftemangel mit Technik zu lösen.
  • Dem Erhofften Nutzen stehen erhebliche Bedenken gegenüber.
  • Die Bevölkerung steht dem hypothetischen Einsatz eines ausgereiften Roboters positiv gegenüber.
  • Es besteht ein Missverhältnis zwischen Erwartung und realisiertem Lösungspotenzial.
  • Der Begriff des "Pflegeroboters" wird gemieden, um den Eindruck einer Gleichrangigkeiten mit dem Menschen zu vermeiden.

In komplexen Handlungsabläufen mit mehreren individuellen und kollektiven Akteuren, in denen technische Produkte zum Zweck der Funktionssteigerung oder zur signifikanten Entlastung menschlicher Akteure eingesetzt werden, erscheinen daher aus ethischer Perspektive drei Einsichten besonders bedeutsam:

  • Erstens bedarf das Nachdenken über ein gutes Zusammenspiel von Mensch und Maschine gerade im Kontext sensibler Handlungsformen an und mit besonders vulnerablen Personengruppen einer umfassenden Betrachtung. Dabei sollte nicht nur die Anwendung robotischer Systeme vor dem Horizont der besonderen Bedürfnisse und Gefährdungen sämtlicher für das Handlungsfeld der Pflege relevanter Akteursgruppen reflektiert, sondern schon die technologische Entwicklung solcher Systeme von Anfang an kritisch begleitet und das System von Designer, Anwender und Produkt als funktionale Einheit betrachtet werden.
  • Zweitens sind in diesen Prozessen unterschiedliche Verantwortungsformen und -ebenen voneinander zu unterscheiden. Um einer Erosion von Verantwortung vorzubeugen, bedarf es der Etablierung transparenter Verantwortungsstrukturen, die individuelle und kollektive Zuständigkeiten klar identifizierbar und die tatsächliche Verantwortungsübernahme auch wirksam kontrollierbar machen.
  • Drittens ist im Blick auf die qualitativ hochwertige Erbringung pflegerischer Leistungen festzuhalten, dass Robotertechnik grundsätzlich ein komplementäres und nicht ein substitutives Element der Pflege darstellt, das immer in ein personales Beziehungsgeschehen eingebettet sein muss.

Stand der Entwicklung und Zukunftspotenziale

Roboter werden hinsichtlich ihrer Funktionen (nach Amandda und Noel Sharkey) differenziert:

  • Assistive Robots - assistieren Menschen
  • Monitoring Robots - überwachen Tätigkeiten oder Körperfuntkionen
  • Robot Compansions - begleiten Menschen

"Gute Pflege" als Leitbegriff

Gute Pflege ist heute evidenzbasiert. Sie stützt sich auf wissenschaftlich abgesicherte und ethisch wie rechtlich legitimierte Handlungsroutinen.

Ethisch verantwortlicher Umgang mit Robotik in der Pflege

  • Auf Micro-Ebene wird zunächst eine Orientierung an den normativ gehaltvollen Gesichtspunkten der direkten Interaktion zwischen Pflegekräften und Personen mit Assistenz- Pflegebedarf adressiert.
  • Auf Meso-Ebene werden zuerst Entwicklungsprozesse und institutionelle Entscheidungen zur Anwendung angesprochen.
  • Auf Makro-Ebene werden zuerst Fragen nach der Zugangsgerechtigkeit betont.

Empfehlungen

Die Empfehlungen sind gegliedert in

  • Entwicklung und Implementierung von Robotik
  • Integration von Robotik in ein umfassendes Verständnis von guter Pflege
  • Förderung der Partizipation von Pflegebedürftigen
  • Verantwortung von Pflegeeinrichtungen
  • Ausbildung von Pflegekräften