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Wissen to go

Warum ist es wichtig, Informationen "verzehrfertig" aufzubereiten?

Informationen, die veraltet sind, können die Entscheidungsfindung nachteilig beeinflussen. Informationen, die zu komplex sind, können in der Entscheidungsfindung zu Überforderung führen.

Wir haben in verschiedensten Situationen ein Motorschloss installiert. Dabei bemerken wir einerseits, dass sich zentrale Fragen wiederholen:

  • Muss nur eine Haustür geöffnet werden - oder auch eine Wohnungstür?
  • Kann die Tür von aussen geöffnet werden, wenn innen ein Schlüssel steckt?
  • Ist an der Tür ein Schlüsselloch oder ein Drehknauf zum Verriegeln der Tür?

Wir hatten mit zwei baugleichen Fernbedienung an zwei baugleichen Türen den Effekt erlebt, dass sich unter gleichen Bedingungen eine Tür mit der Fernbedienung öffnen liess - die andere nicht. Diese Information ist relevant, um mögliche unerwünschte Effekte vorauszudenken. Sie ist aber für das betroffene Motorschloss nicht mehr aktuell, weil unsere Fehlermeldung vom Hersteller aufgegriffen wurde und eine neue Fernbedienung entwickelt wurde.

Traditionelle Forschung beantwortet die Frage, ob ein Motorschloss das Aging in Place unterstützen kann. Wir brauchen aber auch Antworten auf die Frage: Welches Motorschloss passt zu meiner individuellen Bedarfslage.

Wir bemerken aber auch, dass Fehlinformationen kaum korrigiert werden können, wenn sie in geschützten Gruppen (Foren, Messenger, Dialoge) nicht aktualisiert werden. Veränderungen oder Updates von Produkten können wir als "Verbesserung" bewerten, wenn etwa ein Fehler behoben wurde. Wir können sie aber auch als "Verschlechterung" bewerten, wenn gewünschte Eigenschaften nicht mehr vorhanden sind. Für unsere Entscheidungen ist es aber wichtig, dass die Informationen, die wir mit einbeziehen sowohl aktuell als auch relevant sind.



Referenzen in der Literatur

  • Informationsbeschaffung und Wissensaufbau ist aufwändig
  • Wissensvermittlung ist komplex.
  • Es braucht allparteiliche Wissensformate ("Hersteller- und Produktneutralität")
  • Es braucht Beratungs-, Reflexion- und Implementierungskompetenz

Informationsbeschaffung und Wissensaufbau ist aufwändig

Da umfassende, zuverlässige und zugleich fachlich abgesicherte Informationsquellen fehlen, wird diese Art der Informationsbeschaffung als unzuverlässig, aufwendig und begrenzt betrachtet. Daher sehen viele Expert*innen die Zurverfügungstellung entsprechender Informationen als eine kollektive und gesellschaftliche Aufgabe, die nicht in der Verantwortung einzelner Berater*innen oder Beratungsstellen liegen darf. (Weidekamp-Maicher 2022, S. 28, Hervorhebungen JH)


Wissensvermittlung ist komplex

Neben der Frage nach dem spezifischen Charakter der o.g. Kompetenz, befassen sich die befragten Expert*innen ebenfalls mit geeigneten Wegen ihrer Vermittlung – insbesondere vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit des erworbenen Wissens. So betonen einige Befragte, dass es in der Technikberatung – neben dem stärker praxisorientierten Wissen über Produkte, Hersteller und deren Merkmale – ebenfalls wichtig sei, über ein Grundverständnis von (digitaler) Technik, deren Gestaltung, Nutzung und Anpassung zu verfügen. Dies impliziert, dass Berater*innen nicht nur über ein „Produkt- und Gerätewissen“, sondern auch über ein konzeptionelles Technologie-Wissen verfügen sollten. Diese Überlegung bedeutet zwar nicht, dass Berater*innen mit allen Details der Technologien und ihrer Entwicklung vertraut sein müssen. Sie benötigen allerdings eine Grundvorstellung von den technologischen Grundbausteinen digitaler Technik sowie der nutzer*innengerechten Gestaltung technischer Objekte und Anwendungen, um neue Entwicklungen auf dem Markt fachlich fundiert bewerten zu können. (Weidekamp-Maicher 2022, S. 28-29, Hervorhebungen JH)


Es braucht allparteiliche Wissensformate ("Hersteller -und Produktneutralität")

Obwohl das Prinzip der Neutralität von allen Expert*innen einvernehmlich als ein entscheiden-des Qualitätsmerkmal der Wohn- und Technikberatung betrachtet wird, bestehen unterschied-liche Ansichten darüber, auf welche Weise bzw. durch welche konkreten Maßnahmen die gebotene Unabhängigkeit konkret gewährleistet werden soll. Dazu gehört etwa die Frage, ob Unabhängigkeit ausschließlich finanziell hergestellt werden muss oder sie auch die Ebene der Kooperation betrifft. So kann aus Sicht einiger Expert*innen ein als erforderlich erachtetes Maß an Neutralität bereits dann gefährdet sein, wenn Wohn- und Technikbera-tungsstellen mit Herstellern von Produkten kooperieren.

[...]

Neben der Herstellung von Unabhängigkeit auf der Finanzierungs- und Kooperationsebene, wird Neutralität auch als Ausdruck eines spezifischen Vorgehens in der Beratung betrachtet, das z. B. daran erkennbar ist, dass Berater*innen keine Informationen über die Hersteller von Produkten vermitteln.

[...]

Dieses Verständnis von Neutralität wird von den Expert*innen aus verschiedenen Perspekti-ven reflektiert und unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien, wie z. B. der Zumutbarkeit (für Ratsuchende), der digitalen Spaltung bis hin zur professionellen Verantwortung diskutiert. Im Hinblick auf die Zumutbarkeit weisen die Expert*innen darauf hin, dass es für digitale as-sistive Technologien keine vollständigen Markt- bzw. Informationsübersichten gibt. Eine Infor-mationsbeschaffung durch Ratsuchende kann sich demzufolge als langwierig und damit als belastend herausstellen und zugleich dazu führen, dass sie Produkte von Anbietern auswäh-len, die sich durch ein besonders aggressives Marketing auszeichnen. (Weidekamp-Maicher 2022, S. 40, Hervorhebungen JH)



Es braucht Beratungs-, Reflexion- und Implementierungskompetenz

7. Digitale Kompetenzen in für ältere Menschen relevanten Berufsgruppen fördern Das Wirken bestimmter Berufsgruppen hat im Leben oder für das Leben älterer Menschen eine besondere Bedeutung. Gemeint sind hier vor allem Berufsgruppen in den Bereichen Gesundheit, Pflege, Soziale Arbeit, Architektur und Handwerk, aber auch Handel, Banken und Versicherungen. Die Kommission empfiehlt der Bundesregierung und den Ländern, Gesetze und Regelungen auf den Weg zu bringen, die sicherstellen, dass der Erwerb von digitalen Kompetenzen und die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der digitalen Transformation auf den eigenen Arbeitsbereich und auf das Leben älterer Menschen feste Bestandteile in allen Ausbildungscurricula dieser Berufsgruppen werden. Das Ziel sollte sein, bei den Angehörigen dieser Berufsgruppen eine umfassende Beratungs-, Reflexions- und Implementierungskompetenz im Hinblick auf einen angemessenen Einsatz digitaler Technologien auszubilden. (BMFSFJ 2020, S. 137, Hervorhebungen JH)