
Epilepsie: Rufübermittlung
Wie rufe ich automatisiert eine hilfeleistende Person?
Problem
Die Information des Sensorsystems ("Ich habe einen epileptischen Anfall erkannt") muss ggf. auf Richtigkeit überprüft werden - und falls korrekt (oder als korrekt angenommen) muss Hilfe gerufen werden.
Ziel
Ein erkanntes Hilfeszenario wird an eine hilfeleistende Person oder Organisation gemeldet.
Relevanz
Hilfe wird geleistet.
Bisherige Lösung:
Exklusion: Keine Aufnahme von Klienten mit epileptischen Anfällen in Wohngruppen ohne 24h-vor-Ort-Betreuung
Ressourcen:
- Mitarbeiter im Betreuten Wohnen sind von 6:00 bis 21:30 Uhr vor Ort
- Ein externe Pflegedienst kann aktiviert werden (Hilfsfrist: 60 Minuten)
- Rettungsdienst (Hilfsfrist 10 Minuten)
Laborauftrag:
Finden Sie Möglichkeiten der Informationsübermittlung an einen externen Dienstleister (mobiler Pflegedienst)Lösungsansätze:
- Situation erkennen (siehe Fall Epilepsie-Sensorik)
- Alarmadressat: Die Alarmüberprüfung übernimmt ein kooperierender Pflegedienst. Entsscheidungsleitend dabei sind Ökonomische Faktoren und eine menschliche Alarmüberprüfung.
- Device: Der Alarm soll an ein Smartphone eines Pflegedienstes übertragen werden.
- Übermittelte Informationen:
- Prozess der Alarmvalidierung:
- Prozess des Notrufs:
- Türöffnung (siehe Fall Zutrittskontrolle)
- Abschlussdokumentation
Weiterführende Überlegungen
Muss befürchtet werden, dass der Ambulante Pflegedienst zeitweise keinen Telefon- oder Datenempfang hat? Wie soll der Pflegedienst auf den Alarm hingewiesen werden: Welche Daten benötigt der Pflegedienst um über den Alarm informiert zu werden? (Welche Daten sind hilfreich? Welche sind notwendig?) Welche Daten/Entscheidungspfade benötigt der Pflegedienst, um den Alarm zu überprüfen? Was und wie soll am Ende jeder Intervention Dokumentiert werden :
Komponenten der Alarmübermittlung
Der Alarm soll auf dem Smartphone des Mobilen Pflegedienstes auflaufen. Der Alarm soll ein deutlich erkennbares und von anderen Nachrichten abgrenzbares Signal geben.
- Umsetzbar durch Regelungen im Smartphone (Art und Dauer des Tons) - Idealerweise mit Empfangsbestätigung
- Umsetzbar durch dezidierte Apps
Wie wird sichergestellt, das das Alarmsystem funktioniert - bzw. in welchen Abständen wird die Funktion überprüft:
- Präsenz: Personal ist in der zeit von 6:00 bis 21:30 Uhr vor Ort.
- Hausnotruf-Systeme: Die Gesetzliche anforderung ist hier, dass mindestens einmal je Woche ein Selbsttest durchgeführt wird (vgl. GKV 2018 S. 10)
- Heartbeat-Service des Sensorsystems
Falschalarme erzeugen Alarmmüdigkeit. Deshalb müssen Mechanismen gefunden werden, mit denen unerwünschte Alarmierungen unterdrückt werden.
- Ein kooperierender externer Pflegedienst (überprüfende Instanz) erhält die Alarmmeldung der Sensorik und überprüft diese auf Korrektheit.
- Kanäle der Alarmüberprüfung [Entscheidungsleitend: Wird eine Person adressiert - oder werden mehrere Personen adressiert?]
- Sprachverbindung (bidirektionale Akustik): Eine Person kann direkt (namentlich) angesprochen werden. Ist die Person ansprechbar, kann die Situation gemeinsam eingeschätzt werden - ist die Person nicht ansprechbar, kann ein Notruf begründet werden. (Das erfordert jedoch die Sicherheit des Mitwirkens).
- Bildgebende Verfahren: [Entscheidungsleitend: Kann das in Bezug auf den Datenschutz/informationelles Einverständnis abgebildet werden?]
- Kameras
- Telepräsenzrobotik
- Bildgebende Sensorik
- Technische Redundanz (zweites Alarmsystem - Entspricht einem "automatisierten mir-gehts-gut-Knopf") [Entscheidungsleitend: Wie sehr werden richtige Alarme unterdrückt?]
- Beide Systeme liefern einen Alarm: Direktes Verständigung der Leitstelle
- Nur eines der beiden Systeme meldet einen Alarm: Ist eine Menschliche Überprüfung erforderlich?
- Kein System liefert einen Alarm (Heartbeat-Aussage: "alles ist okay")
- Funk
- SMS
- Anruf
- NB-IoT, Lora
- Drahtgebunden:
- Festnetztelefonie-Anruf
- Internet
- Lihtrufanlage
Welche Daten sollen übermittelt werden:
- Welche Art Alarm liegt vor (z.B. Sturz, Bewusstlosigkeit, Epileptischer Anfall, unspezifischer Hilferuf)
- Welche Person ist getroffen?
- Wie wurde der Alarm ausgelöst (Welcher Sensor, Manuell/Automatisch?)
- Wo befindet sich das Hilfeszenario?
- Warhscheinlichkeit eines Falschalarms?
Verworfene Ansätze
Als Empfangsgerät wurden folgende Lösungen verworfen
- Lichtrufanlage: Verworfen, weil der Wohnbereich nicht dauerhaft besetzt ist.
- Rettungsleitstelle: Verworfen, weil die Fehlalarmqoute und damit die Notarztindikation der Sensorik nicht sicher eingeschätzt werden kann.
Falschalarme erzeugen Alarmmüdigkeit. Deshalb müssen Mechanismen gefunden werden, mit denen unerwünschte Alarmierungen unterdrückt werden.
- Instanzen, die einen Alarm bzw. die Situation überprüfen könnten:
- Andere Menschen in der Wohngruppe: Verworfen, weil diese Aufgabe mit eine grosse Verantwortung an die Klientinnen und Klienten delegieren würde bzw. diese zu stark im Leben einschränken würde.
- Personal aus Einrichtungen mit 24h-Präsenz: Verworfen, weil diesen Personen keine zusätzliche Belastung zugemutet werden darf.
- Sicherheitsdienste: Verworfen, weil der kooperierende externe Pflegedienst bevorzugt wird (kennt die Personen, die Prozesse sind etabliert)
- Hausnotrufdienste: Verworfen, weil der kooperierende externe Pflegedienst bevorzugt wird (kennt die Personen, die Prozesse sind etabliert)
- Rettungsleitstelle: Verworfen, solange die Falschalarmqoute der Sensorik nicht eingeschätzt werden kann.
- Kanäle der Alarmüberprüfung [Entscheidungsleitend: Wird eine Person adressiert - oder werden mehrere Personen adressiert?]
- "Mir-gehts-gut"-Knopf/Nachricht [verworfen: grundsätzlich niederschwellig umsetzbar, ABER: unerwünschter Nebeneffekt: wenn andere Klienten versehentlich auf den Knopf drücken, wird der Alarm unterbunden]
- Abhören (unidirektionale Akustik): Die überprüfende Instanz "hört in die Situation" und schätzt ein, ob es einer Person gut geht. [Anforderung: Eine Person muss gezielt angesprochen werden können (wearable)]
Quellen
Bisher sind keine Lösungen zugeordnet.
Kriterien (Kommentar):
Memos für Kriterien
- Falsch-Negative Alarme
- Wie werden falsch-negative Alarme erkannt (z.B. Heartbeat-Funktion)?
- In welchem Zeitfenster werden Störungen der Kommunikationsinfrastruktur erkannt?
- Was passiert, wenn bei einer Störung ein Alarm generiert wird: Geht er verloren - oder wird er zeitverzögert erkannt?
- Falschalarmunterdrückung
- Wie werden unerwünschte Alarme erkannt? (Menschliche oder technische Prüfung?)
- 24/7-Erreichbarkeit: Können die Alarme jederzeit überprüft werden? Mit welcher Verzögerung?
- Welche Anforderungen an den Datenschutz ergeben sich aus den verwendeten Verfahren (Bildgebende Verfahren, Akustische Verfahren)
- Verzögerungen zur Alarmüberprüfung:
- Die Falschalarmüberprüfung soll möglichst wenig Zeit beanspruchen.
- Der Notarzt soll nach 5 Minuten gerufen werden, falls der letzte Anfall vor mehr als 1 Stunde war.
- Der Notarzt soll sofort gerufen werden, falls der letzte Anfall innerhalb der letzten Stunde war.
- Wie werden unerwünschte Alarme erkannt? (Menschliche oder technische Prüfung?)
Reichweite - Welche Bewegungsfreiheit bleibt erhalten:
- In welchem Bereich wird ein erkanntes Hilferufszenario übermittelt (Abstand Sende/Empfänger)
- In welchem Bereich sind Rückmeldekanäle wirksam (für Rückfragen)? z.B. Sprachverbindung zwischen Person und Hausnotrufgerät oder Person und Smartphone.
- Wer hört bei einer Sprachverbindung mit? z.B. wenn ein Hilfeszenario im Gemeinschaftsraum aufgetreten ist?
- Wie reagiert das System im persönlichen Zimmer, im Gemeinschaftsraum, in Aussenbereichen oder beim Verlassen der Institution?
Verzögerungen: Die Zeit bis ein Hilfedienst ausrückt, soll möglichst gering sein
- In Baden-Württemberg soll die Hilfsfrist möglichst nicht mehr als 10, höchstens 15 Minuten betragen [§3(2) RDG]
- Welche Verzögerungen ergeben sich durch eine menschliche Alarmüberprüfung?
- Welche Verzögerungen ergeben sich durch eine technische Alarmüberprüfung?
- Welche Verzögerungen ergeben sich bei falscher Einschätzung des Alarms?
Erfolgsmeldung für die betroffene Person:
- Gibt es ein Feedback, dass der Alarm übermittelt wurde?
- In welcher Form und wie häufig wird dieses Feedback gegeben?
Evaluation:
Die Bearbeitung des Falles wurde abgebrochen