(Un)erwünschte Effekte
Themeneinführung
- Die Erforschung von technischen Komponenten von Geräten produziert kein fokusseirtes Bild, weil es immer einen unklaren Kontext oder einen Hintergrund mit veschwommenen Grenzen gibt. (vgl. Ankrich 2006, S. 407).
- Unerwünschte Effekte erlauben es, Bedarfe genauer zu fassen, denn: "wenn wir die elementaren Mechanismen der Abstimmung beschreiben wollen, müssen wir Umstände finden, in denen das Innen und Aussen von Objekten nicht gut zusammenpassen." (vgl. Ankrich 2006, S. 409)
Quellen
- Madeleine Ankrich (2006a) Die De-Skription Technischer Objekte. In: ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Bielefeld: Transcript. S. 406-428.
Die Systemarchetypen nach Senge (2011) kommen ursprünglich aus der partizipativen Unternehmensgestaltung. Sie zeigen Muster auf, die dazu beitragen, unerwünschte bzw. unbeabsichtigte Effekte des eigenen Handelns zu reduzieren.

Frühwarnsymptom: "Wir dachten, wir wären im Gleichgewicht, aber dann sind wir übers Ziel hinausgeschossen."
Managementprinzip: In einem trägen System erzeugt ein aggressives Verhalten Instabilität. Seien Sie entweder geduldig, oder machen Sie das System empfänglicher.
Quelle:
Senge, Peter M. (2011) Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation. 11., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. S. 451.
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Rebound-Effekte
Rebound-Effekte können auf Ressourcen aller Art angewendet werden: Energie, Geld - aber auch Zeit oder Gesundheit.
Rebound-Effekt bezeichnet den gesteigerten Konsum von Ressourcen, der von einer oder mehreren Produktivitätssteigerungen bedingt oder zumindest ermöglicht wird. (vgl. Madlener/Alcott in Santarius 2012)
Der Begriff des Rebound-Effekts stammt aus der Energieökonomie und beschreibt einen Rückschlag- oder Bumerang-Effekt: So führen Energieeinsparungen direkt, indirekt oder Gesamtwirtschaftlich zu einem Mehrverbrauch.
Der Begriff des Rebound-Effekts stammt aus der Energieökonomie und beschreibt einen Rückschlag- oder Bumerang-Effekt: So führen Energieeinsparungen direkt, indirekt oder Gesamtwirtschaftlich zu einem Mehrverbrauch.
- Direkter Rebound-Effekt: Der Erfolg einer Lösung führt zu einem vermehrten Einsatz, der den Erfolg relativiert.
- Smartphone: Computer wurden energieeffizienter. Dadurch entsteht das Mobiltelefon und schliesslich das Smartphone. Auch wenn die einzelnen Geräte Effizienter sind als ihre Vorgänger - verbrauchen sie in der Summe mehr Energie.
- Selbständigkeit im Alter: Technik ist perfekt auf den Alltag angepasst und ermöglicht so die Selbständigkeit im Alltag. Die perfekte Anpassung auf den Alltag könnte jedoch zu völliger Hilflosigkeit ausserhalb der Routine führen (Notfall, Funktionsversagen).
- Entlastung Pflegender: Eine Technische-Lösung könnte (wenn das Handbuch gelesen und verstanden wurde) dazu führen dass Pflegende in Ihrer Arbeit entlastet werden. Viele Technische-Lösungen können dazu führen, dass Handbücher nicht mehr gelesen werden oder falsch erinnert werden - Technik also falsch und ggf. kontraproduktiv eingesetzt wird.
- Indirekter Rebound-Effekt: Der Erfolg einer Lösung führt zu Unerwünschten Effekten auf einer ganz anderen Ebene.
- Smartphone: Die hohe Verbreitung von Smartphones führt zu Preisreduktionen. Das ermöglicht die (raschere, häufigere) Anschaffung eines Ersatz- oder Zweitgeräts. Diese Zweitgeräte führen zu erhöhtem Energieverbrauch.
- Selbständigkeit im Alter: Die durch Technik erreichte Selbständigkeit könnte zu einer Abhängigkeit führen: Der "Goldene Käfig" wird nicht mehr verlassen - selbst gesuchte soziale Kontakte könnten sich reduzieren.
- Entlastung Pflegender: Technik könnte zu einer Entlastung Pflegender führen . Dadurch könnten Personalstellen gekürzt werden oder die Arbeit verdichtet werden.
- Gesamtwirtschaftlicher Rebound-Effekt: Der Erfolg einer Lösung führt zu einem Systemwandel mit unerwünschten Effekten.
- Smartphone: Die Leistungsfähigkeit von Smartphones ermöglicht das mobile Video-Streaming. Dafür wird eine Energiebeanspruchende Infrastruktur geschaffen.
- Selbständigkeit im Alter: Die neue Selbständigkeit könnte dazu führen, dass Angehörige nicht mehr zu Besuch kommen, wenn kein Notfall vorliegt - soziale Teilhabe ist strukturell nicht mehr gegeben.
- Entlastung Pflegender: Eine systematische Entlastung der Pflegenden in Entscheidungsfragen (z.B. durch Regeln der Technik) könnte durch eine systematischen Mehrbelastung (durch fachliche oder wertebezogene Konflikte) - oder zu einem fehlenden Training (durch fehlende Belastung in Entscheidungsfragen) führen.
Rebound-Effekte
Santarius et al. (2012, S.11) unterscheiden 13 verschiedene Rebound-Effekte, die sie in vier Kategorien bündeln:- Finanzielle Rebound-Effekte
- Einkommens-Effekt
- Re-Investitions-Effekt
- Marktpreis-Effekt
- Materielle Rebound-Effekte
- Embodied-Energy-Effekt
- Neue-Märkte-Effekt
- Konsum-Akkumulations-Effekt
- Psychologische Rebound-Effekte
- Moral-hazard-Effekt
- Moral-Leaking-Effekt
- Moral-Licensing-Effekt
- Cross-Factor-Rebound-Effekte
- Cross-Factor-Rebound-Effekt
- Materieller Cross-Factor-Effekkt
- Multiplie Cross-Factor-Effekte
- Konsum-Rationalisierungs-Effekt
Quellen
- Peters, Anja; Sonnberger, Marco, Deuschle, Jürgen (2012) Rebound-Effekte aus sozialwissenschaftlicher Perspeltive - Ergebnisse aus Fokusgruppen im Rahmen des REBOUND-Projektes.
- Santarius, Tilman, Holtrup, Andrê, Melz, Jörg (2012) Der Rebound-Effekt. Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Energieeffizienz
- Wikipedia (2020) Rebound-Effekte in der Medizin
Quellen
- Senge, Peter M. (2011) Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation. 11., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. S. 451.
- Santarius, Tilman, Holtrup, Andrê, Melz, Jörg (2012) Der Rebound-Effekt. Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Energieeffizienz